Fünf Fragen

an Gerold Rudle, Schauspieler, Kabarettist und Sterntaler

© Manfred Halwax

Was hat Sie am Sterntalerhof beeindruckt?

Ich war sehr überrascht, als ich den Sterntalerhof das erste Mal gesehen habe. Das Areal strahlt eine so unglaubliche Ruhe und Kraft aus, dass es einen sofort in seinen Bann zieht. Man kann mit einem Besuch gar nicht alles sehen und begreifen, vieles zeigt sich erst bei weiteren Besuchen. Beeindruckt bin ich auch von der Hingabe, mit der hier gearbeitet wird. Man merkt den MitarbeiterInnen einfach an, dass sie sich ganz und gar wiederfinden. Mich begeistert, dass es Menschen gibt, die sich so liebevoll und ganzheitlich um andere kümmern. Ein Hospiz zu betreiben, in einem Hospiz zu arbeiten - und das über viele Jahre hinweg - das erfordert viel Kraft und Stärke.

Aus Ihrer Sicht als Schauspieler – was macht einen Menschen „erfolgreich“?

„Erfolg“ wird heute mitunter sehr eindimensional gedeutet! Es wird zu viel Wert auf Kapital gelegt und zu wenig erkannt, dass es eigentlich um Werte gehen muss, um Liebe, Mut, Freiheit, Gesundheit, Hilfsbereitschaft, Toleranz, Großzügigkeit, Nachsicht. Für mich ist ein Mensch „erfolgreich“, wenn er mit sich im Reinen ist. Erfolgreiche Menschen werden geliebt und nicht gefürchtet. Sie haben eine glückliche Beziehung, auch zu sich selbst, können lachen und sind zufrieden. Sie müssen nicht über ihre Erfolge reden und sich nicht über andere stellen – sondern finden Zeit zum Nachdenken, zum Schauen und zum Helfen.

Wie gehen Sie mit Rückschlägen um?

Ich bin kein sehr geduldiger Mensch und will mich daher nicht lange mit der Bewältigung von Rückschlägen aufhalten. Manchmal geht das gut, manchmal weniger. Manchmal tue ich auch einfach so, als wäre ein Rückschlag gar nicht passiert und hoffe, dass er „von selber weg geht“. Aber das funktioniert nie. Mit Rückschlägen ist es wie mit Eisbergen: Wenn man dem Eisberg die „kalte Schulter“ zeigt, wächst er statt zu verschwinden. Schenkt man einem Eisberg aber Liebe und Wärme – bringt man ihn zum Schmelzen!

Wie definieren Sie „Glück“?

„Glück“ ist für mich, wenn mir etwas Gutes passiert, das ich nicht beeinflusst habe. Mein ganzes Leben ist von Glück geprägt. Mein größtes Glück ist die Gesundheit, die Energie und die Lebensfreude meiner beiden Kinder. Natürlich habe ich versucht, sie zu unterstützen so gut ich kann, aber dass sie jetzt zwei so großartige Menschen geworden sind, das haben sie ganz alleine geschafft – das ist für mich Glück. Auch Monica, meine Frau, ist für mich Glück. Wenn ich sie ansehe, denke ich, wie ich das Glück verdient habe, mein Leben mit diesem wunderbaren Menschen verbringen zu dürfen. Monica überrascht mich jeden Tag aufs Neue, sie bringt mich zum Lachen und ich empfinde tiefe Liebe für sie – das ist ganz großes Glück!!

Für welches Thema möchten Sie unsere Gesellschaft sensibilisieren?

Es gibt leider viele Themen, für die wir uns alle mehr sensibilisieren sollten. Ich würde einmal angebliche Zeitungen, wie „Heute“ oder „Österreich“ verbieten, denn die machen dumm und stumpf. Und die Abstumpfung in unserer Gesellschaft ist enorm gewachsen. Früher wurde bei Unfällen geholfen, jetzt wird nur mehr zugeschaut, sogar behindert und mit dem Handy gefilmt. Sätze, wie „Ich bin ja nicht die Caritas“ sind normal und sind Zeugen dafür, dass die Verrohung unserer Gesellschaft voranschreitet. Dabei ist das Miteinander so viel schöner als das Gegeneinander. Ich würde die Gesellschaft gerne auf Zusammenhalt einschwören, auf Rücksicht, Liebe, Nachsicht, Geduld und Frieden – und dafür tue ich jeden Tag mein Möglichstes!

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