Fünf Fragen

an Dr. Peter Okeke, Seelsorger und systemischer Familientherapeut am Sterntalerhof.

Wie verstehen Sie ihre Rolle am Sterntalerhof?

Ich freue ich mich sehr, dass es den Sterntalerhof gibt. In den Extremsituationen unserer Familien stellen sich Lebensfragen wie: Woher komme ich? Wohin gehe ich? Welchen Sinn hat das Leben? Als Seelsorger versuche ich behutsam mit den Leidenden die möglichen Antworten zu finden. Der leidende Mensch ist nicht die „Niere von Zimmer 3“, sondern ein vielfältiges Ebenbild Gottes. Meine Rolle ist es, den gesamten Menschen und sein System im Blick zu behalten. „Wenn ein Glied leidet, leiden alle Glieder mit, wenn ein Glied geehrt wird, freuen sich alle anderen Glieder mit ihm“. (1 Korinther 12,29). Anders ausgedrückt, die Krankheit eines Familienmitgliedes macht viel mit seinem Familiensystem. Ich sehe meine Aufgabe auch in der Vermittlung der Botschaft, dass die Wirkkraft des Lebens nicht mit dem Tod dieses Menschen endet.

Aus Ihrer Sicht – welche Bedeutung hat der Sterntalerhof heute in Österreich?

Eine sehr hohe Bedeutung. Das Leben eines Menschen findet inmitten von sozialen Kontakten statt. Kein Mensch lebt für sich und allein in sich – gerade in den Extremsituationen des Lebens. Das Leben ist „prägend“ und wird auch geprägt. Diese Dynamik gilt für jedes Leben, wie unscheinbar es nach außen auch immer wirken mag. Jede gemeinsam durchgestandene Schwierigkeit schafft Bindung – ebenso wie das geteilte Schöne. All das erlebe ich am Sterntalerhof. Die beste Medizin des Menschen ist der Mensch.

Wie definieren Sie „Glück“?

Wenn Leute mich fragen was sie tun müssen, um glücklich zu werden, sage ich immer: „Das Wichtigste ist, die guten Seiten des Lebens wahrzunehmen und sich nicht das eigene Leben zu verbittern, indem man auf die schlechten Seiten achtet. Das ist auch meine Definition des Glücks. Deswegen bin ich auch ein Mensch, der gerne schöne Momente sammelt – mit Dankbarkeitsgefühl. Manchmal erkennst du den wahren Wert eines Moments erst, wenn er zur Erinnerung wird.

Wie gehen Sie mit traurigen Momenten um?

Am Institut für Ehe- und Familienberatung in Wien (wo ich montags psychotherapeutisch aktiv bin), haben wir eine Supervisions- und Intervisionsgruppe, die sich monatlich trifft. Da habe ich die Möglichkeit über die Dinge zu reden, die mir am Herzen liegen. Wer nicht spricht, zerbricht. Aber auch Humor wirkt therapeutisch für mich. Der Humortherapeut Andreas Kienzl sagte einmal: „Humor ist der Knopf, der verhindert, dass uns der Kragen platzt“.

Für welches Thema möchten Sie unsere Gesellschaft stärker sensibilisieren?

Für die Psychotherapie – und dafür, wie wichtig sie für Menschen ist, die mit psychischen Problemen oder Grenzsituationen zu kämpfen haben. Weil aber die Psychotherapie für viele Menschen unleistbar ist, wäre es wünschenswert, dass die Krankenkassen die gesamten Kosten übernehmen würden!

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